Es ist nicht die Zeit, um zu ernten.
Es ist auch nicht die Zeit, um zu säen.
Es ist die Zeit, uns in winterlicher Dunkelheit
um das Feuer zu scharen und den gefrorenen Acker in Treue geduldig zu hü-ten.
Andere haben vor uns gesät, andere werden nach uns ernten.
An uns ist es jetzt in Kälte und Dunkelheit beieinander zu bleiben und unent-wegt wachzuhalten die Hoffnung.
Das ist uns aufgegeben in winterlicher Zeit.
Liebe Leser und Leserinnen,
diese Worte stammen von dem bereits verstorbenen, bekannten Theologen und Jesuiten Karl Rahner. Sie sind überschrieben mit dem Leitgedanken „Hoffnung in winterlicher Zeit“. Mich haben diese Worte sehr angerührt. Im Februar stecken wir noch mittendrin in dieser winterlichen Zeit. Manchem Zeit-genossen mag es nicht schnell genug gehen zu spüren, wann es wieder früh-lingshafter wird, die Tage länger werden und die Temperaturen ansteigen. Trotz allem möchte ich Sie einladen darüber nachzudenken, welche besondere Sinnhaftigkeit und Herausforderung, aber auch Symbolträchtigkeit in der Zeit des Winters an uns herangetragen werden kann.
Rahner spricht davon, dass der Winter keine Zeit zum Säen ist. Es ist eine Zeit des Rückzugs, alles ruht. Und diese Zeit ist wichtig, denn „den gefrorenen Acker zu hüten“, kann bedeuten dankbar zu sein, sich in Geduld einzuüben, aber auch aufmerksam und wach zu bleiben. Es ist an der Zeit ein Bewusst-sein zu entwickeln für das, was uns geschenkt ist. Andere werden nach uns ernten. Nicht wir allein werden ernten, sondern die, die nach uns kommen. Wir sind hineingewoben in die Gemeinschaft und Verantwortung mit anderen Men-schen.
Rahners Worte rufen uns auf, „beieinander“ zu bleiben in der Dunkelheit, uns nicht zu verlieren, uns gemeinsam um das Feuer zu versammeln und zusam-menzurücken. Könnte dies nicht auch ein Appell an uns sein in Zeiten, wo die Glaubenskraft in der Kirche und das „Füreinander da sein“ in einer immer kälter werdenden Gesellschaft schwindet? Sollten wir nicht auch Menschen an das Feuer einladen, denen die winterliche Kälte, Einsamkeit und Not ins Gesicht schlägt?
Und zum Schluss spricht Karl Rahner von der Hoffnung, die wachzuhalten ist. Das klingt wie eine Aufgabe. Seine Worte werden zum Synonym für die Schwierigkeiten und Dunkelheiten der Zeit, in der wir stehen. Er spricht nicht von Wehleidigkeit und Resignation, sondern von einer Hoffnung, die uns als Christen aufgegeben ist. Ein Licht, dass durch Christus in die Welt gekommen und zum Heilsversprechen Gottes geworden ist. So kann diese winterliche Zeit für uns zur Herausforderung werden, den Glauben noch einmal aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Oft spricht Rahner von einer winterlichen Kirche, doch gleichzeitig von Christen als Hoffnungsmenschen. Wir sollten von dieser Hoffnung Zeugnis geben, ebenso stützend beieinanderbleiben, auch wenn uns die Felle wegzuschwimmen scheinen. Es ist schwer auszuhalten, dass das Säen momentan nicht den erwünschten Erfolg bringt. Aber wenn wir bei dem jahreszeitlichen Bild bleiben, wissen wir doch auch, dass unter der Erde die neue Saat schlummert und sich bald mit Kraft durch die Erde nach oben brechen möchte. Geben wir dieser Kraft eine Chance, als „Hoffnung in winterli-chen Zeiten“.
In diesem Sinne möchte ich Sie alle herzlich grüßen und freue mich über die eine oder andere Auseinandersetzung mit dem Text und gerne auch über Ihre Rückmeldungen. Ihre Gemeindereferentin Beate von Wiecki-Wiertz